Strategien scheitern oft am fehlenden Praxisbezug

LennardtundBirner-Geschäftsführer TB erklärt, warum Strategien mit Fokus auf konkrete Umsetzung aufgesetzt werden sollen.

Herr Birner, warum landen viele Beratungsergebnisse und Konzepte in den berühmten Schubladen von Städten und Landkreisen?

Ja, sehr schade. Abgesehen vom Geld, das diese Konzepte gekostet haben, tut es mir vor allem um die viele Zeit und das Engagement leid, das die Akteur:innen darauf verwendet haben. Immer wieder höre ich in Gesprächen mit Unternehmer:innen, dass dies schon das dritte oder vierte Konzept oder Gutachten der letzten Jahre sei, das man mitmache. Oder noch schlimmer: Sie sind erstaunt, wenn sie erfahren, dass es bereits Konzepte gibt.
Apropos älter. Die meisten Konzepte in den Schubladen sind oft nicht mehr als drei bis vier Jahre alt. Das ist meiner Ansicht nicht alt. Denn eine Strategie sollte viele Jahre Bestand haben, bis zu einem Jahrzehnt oder auch länger. Das ist das Qualitätsmerkmal einer Strategie. Dazu muss sie allerdings auf den echten Stärken und Fakten des Landkreises aufbauen und nicht auf Meinungen und Wünschen. Nur in Ausnahmefällen gibt es gravierende äußere Impulse, die dazu zwingen, Strategien früher nennenswert anzupassen. Ein Beispiel sind zum Beispiel die Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auf starke Wertschöpfungsketten im Bereich Kreativwirtschaft, Freizeit und Event und Tourismus. Aber auch da gibt es Wege, die Strategie zu evaluieren, anstatt sie komplett zu vernichten.

Warum werden Strategien nicht umgesetzt?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Strategien nicht umgesetzt werden. Oft ist es der fehlende Praxisbezug. Ich war selbst 15 Jahre in der Verantwortung für eine Wirtschaftsförderung und habe viele Projekte und Aktivitäten, auch in verwandten Bereichen wie der Kreisentwicklung, dem Bildungsmanagement oder dem Standortmarketing erlebt und auch verantwortet. Ich weiß, warum sie erfolgreich waren oder nicht.
Zunächst müssen Berater:innen natürlich den Blick von außen bringen. Ohne Betriebsblindheit, mit dem Erfahrungshintergrund vieler Beratungen, mit Fachwissen und Analyseexpertise, Kenntnis in der Interpretation von Zahlen und durchdachten Methoden. Das ist alles sehr wichtig.
Neben diesen Fähigkeiten ist es aber ebenso wichtig, dass man sich quasi virtuell auf den Stuhl der Wirtschaftsförderer:innen setzen kann. Mit dem Innenblick. Ich kenne die Sorgen und Herausforderungen aus eigener langer Erfahrung. Eines unserer Markenversprechen ist deshalb, dass wir nur vorschlagen, was ich auch selbst so gemacht hätte. Das zweite Versprechen ist, dass wir davon überzeugt sind, dass unsere Strategien und ihre fokussierten Projekte umsetzbar sind. Deswegen stehen wir auch dazu, dass wir diese gerne in der Umsetzung begleiten und uns nicht verabschieden, wenn das Konzept abgerechnet ist

Gibt es Beispiele?

Beispielsweise sehen wir uns beim Entwickeln von Projekten die Kompetenzen und die Kapazitäten der beteiligten Teams an. Dies aus der eigenen Erfahrung mit Projekten und Serviceleistungen in der Wirtschaftsförderung. Wir wissen, welche Prozesse und Kennzahlen nötig sind und funktionieren. Ist das Projekt mit ihnen umsetzbar, braucht es Umstrukturierungen, Ergänzungen, Weiterbildung. Oder wir prüfen, ob ein vorgeschlagenes Innovationsnetzwerk von der Thementiefe und Wissenschaftlichkeit zu den Betriebsstrukturen des Standorts passt. Oder ob es nicht mehr Sinn macht, anstatt eine Fachkräfte-Werbekampagne durchzuführen, eher die kleinen und mittleren Betriebe Hilfe bei der Ertüchtigung zum attraktiven Arbeitgeber zu unterstützen. Ohne die Praktikabilität ist keine Strategie erfolgreich.

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