Weg vom Kirchturmdenken beim Standortmarketing

Doris Goossens über den Unterschied zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Standortmarketing und warum letzteres groß gedacht und koordiniert werden soll.

Kommunikation von Wirtschaftsförderungen – was ist darunter zu verstehen?

LennardtundBirner unterscheidet hier klar in Öffentlichkeitsarbeit von Wirtschaftsförderungen und den Auftrag des Standortmarketings. Das ist uns sehr wichtig.

Was verstehen Sie darunter und wieso ist Ihnen das so wichtig?

Jede Wirtschaftsförderung muss Öffentlichkeitsarbeit in Richtung ihrer Zielgruppe Unternehmer:innen betreiben. Das heißt: sie möglichst kundenorientiert, attraktiv, beweisbar und verständlich über ihr Angebot informieren.

Aber nicht jede Wirtschaftsförderung hat einen Standortmarketing-Auftrag?

Wer einen Standortmarketing-Auftrag hat, vermarket alle Stärken des Standorts an Zielgruppen wie Unternehmer:innen, Fachkräfte, Investoren etc. Ein hoffentlich hervorragender Service der Wirtschaftsförderung ist ja nur eine von mehreren Stärken – wenn dem tatsächlich so ist. Andere können Top-Unternehmensleistungen, die Entwicklungs-Leistungen von Hochschulen, Innovationszentren zu Zukunftsthemen, tolle Freizeitangebote etc. sein.

Und diesen Auftrag hat nicht immer die Wirtschaftsförderung einer Stadt oder eines Landkreises?

Nein. Wer konsequentes, erfolgreiches Standortmarketing machen und Begehrlichkeit bei der Zielgruppe wecken will, muss das Budget und die Ressourcen haben, dies zu tun. Das haben viele gar nicht im Kreuz. Hier muss größer gedacht werden. Leider herrscht aber vielerorts Kirchturmdenken.

Worin äußert sich das?

Die Regel ist eine gegenseitige Kannibalisierung. Da posten zum Beispiel auf Instagram die Wirtschaftsförderung, die Verwaltung des Landkreises, einzelne Kommunen des Landkreises – ohne Posts gegenseitig zu teilen, ohne Abstimmung zur Kommunikation, jeder unter dem Namen seiner Organisation anstatt den Standort zu nennen, mit einem eigenen Logo. Manchmal sind die Chefs noch selbst auf den Kanälen unterwegs, ohne jemals auf den Auftritt ihres Standorts zu verweisen. Die Zielgruppe bekommt so leider kein einheitliches Bild vom Wirtschaftsstandort.

Wie sieht Öffentlichkeitsarbeit und Standortmarketing in einer idealen Welt aus?

In einer idealen Welt kenne ich die wirtschaftlichen Stärken und die Prägungen meines Standorts. Ohne diese faktenbasierte Analyse ist kein Standortmarketing möglich. Dann muss ich wissen, für welche Zielgruppe die Stärken interessant sind. Danach überlege ich, wo ist das Standortmarketing sinnvoll angesiedelt. Die Region Allgäu ist beispielsweise als Wirtschaftsstandort insgesamt begehrt, hat gemeinsame Stärken und Werte. Warum sollte sich jede Stadt hier einzeln teuer vermarkten? Das wurde vor Jahren erkannt und das Wirtschafts-Standortmarketing des Allgäus wurde sehr erfolgreich. Ist der Standortmarketing-Auftrag entschieden, arbeiten die anderen Organisationen der Standortmarketing-Organisation mit Themen zu und nicht gegen sie.

Das klingt anspruchsvoll.

Das klingt nicht nur so, das ist es. Durch unsere kleinteilige Struktur Stadt – Landkreis – Region – Bundesland – Land gibt es so viele Schnittstellen, Wünsche und Egoismen, dass die Vermarktung eines Standorts eine echte Herausforderung ist. Wer hat den Lead, wer arbeitet wem zu, welche Auftritte müssen koordiniert werden, welche Stärke zahlt auf was ein? Das erfordert fundiertes strategisches Wissen und vor allem die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ich wiederhole mich aber: Standorte, die sich daran wagen sind erfolgreich.

Stellen Sie Ihre Kommunikation professionell auf: Das LennardtundBirner-Angebot zu Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit