Keine Nachhaltigkeit ohne ehrliche Bestandsaufnahme

Labels und Nachhaltigkeitsprojekte gibt es viele. Doch erst eine ehrliche Ist-Analyse im Vergleich zu Wettbewerbern und im deutschlandweiten Vergleich zeigt auf, wo die tatsächlichen Handlungsbedarfe sind. LennardtundBirner-Geschäftsführer Dr. Thomas Birner zur Methodik, wie Sie die Nachhaltigkeit an Ihrem Wirtschaftsstandort messen.

Herr Birner, Nachhaltigkeit ist nicht erst seit der Energiekrise ein sehr wichtiges Thema an deutschen Standorten.
Nachhaltigkeit – in welcher Form auch immer – ist entscheidend für die Zukunft unseres Planeten, das ist Konsens. Die meisten Kommunen investieren in Klima- und Nachhaltigkeitsmanagement, es gibt zahlreiche Nachhaltigkeits-Projekte. Was ich allerdings oft vermisse ist ein gesamtheitliches strategisches Vorgehen.

Das heißt?
Die Nachhaltigkeitsdefinition ist nicht nur auf Umwelt- und Klimaschutz reduziert, sondern schließt auch soziale und gesellschaftliche Aspekte mit ein. Das Rahmenwerk sind für mich die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Kommunen, die nachhaltiges Wirtschaften ernst nehmen, orientieren sich an ihnen und den daraus abgeleiteten Nachhaltigkeitszielen für Kommunen. Die vielfältigen und auch sinnvollen Klimaschutzbemühungen sind nur ein kleiner Teil des SDG-Systems.

17 Nachhaltigkeitsziele – das ist somit ein weites Feld.
Sicher. Hier bin ich wieder beim strategischen Vorgehen. Vor jedem Handeln sollte eine ehrliche Analyse stehen. Erfolgreiche Unternehmen gehen auch so vor. Die Verantwortlichen für einen Standort müssen wissen, wo sie bzgl. Nachhaltigkeit stehen, bevor Projekte aufgesetzt oder Mitarbeiter eingestellt werden. Und zwar beweisbar, denn Labels und Wünsche gibt es viele. Das ist nicht unmöglich. Es gibt viele statistische Daten, die zu den meisten Nachhaltigkeits-Zielen vorhanden sind.
Zum Beispiel können Sie das Nachhaltigkeitsziel 1 „Keine Armut“ mit Indikatoren wie
• Arbeitslosenquote,
• SGB-II-Empfänger,
• Schulabbrecher,
• Altersarmut etc. messen.
Mit unserem SDG-Tool messen wir über 50 sozioökonomische Indikatoren zu den für einen Wirtschaftsstandort wesentlichen Nachhaltigkeits-Indikatoren. Wichtig ist allerdings, dass Sie sich mit anderen vergleichen, denn sonst können Sie keine Aussage treffen, wie erfolgreich Sie sind oder eben nicht. Oder anders gesagt, wo Sie mit Ihrem Standort stehen. Eine positive Entwicklung kann die schlechteste im Vergleich zu ähnlichen Standorten sein, eine negative immer noch die bessere. Nur die Dynamik im Vergleich zeigt die Unterschiede. Daher stellen wir diese Messung in den Vergleich zu Wettbewerbern, sowie in den deutschlandweiten Vergleich. Wir bilden den Meridian in dem jeweiligen Indikator aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte und zeigen Ihnen zum Beispiel zum Nachhaltigkeitsziel Armut auf, ob sie insgesamt darüber, darunter oder im Mittelfeld liegen. Beides, der direkte Vergleich mit Wettbewerbern und der deutschlandweite Vergleich, geben Ihnen schon sehr gute Anhaltspunkte. Ergänzen können Sie dies noch um Ihre eigenen Daten, Befragungen Ihrer Unternehmen und von Experten am Standort. Dieser Wettbewerbsvergleich ist nichts Schlechtes, sondern gibt Ihnen klare Aussagen, wo Sie die stärksten Hebel in den Verbesserungsmöglichkeiten haben. Nur so können sie wirklich etwas erreichen. Ein ganzheitliches Bild, das auf Fakten basiert, ist viel aussagekräftiger als Meinungsworkshops, deren Ergebnisse oft nur Wünsche und Absichtserklärungen sind. Wie gesagt, ohne diese ehrliche Ist-Stand-Erhebung ist es meines Erachtens unmöglich, strategisch vorzugehen. Und ein strategisches Vorgehen ist Nachhaltigkeit per se. Denn wenn Sie strategisch handeln, handeln Sie zielorientiert und verschwenden keine Mittel.

Angenommen, ich weiß, wo ich dringenden Handlungsbedarf habe, wie gehe ich dann weiter vor?
Zielgerichtet. Sie müssen messbare Projekte und Aktivitäten aufsetzen, mit denen Ihr Standort Stück für Stück nachhaltiger wird. Erst wenn Sie diese haben wissen Sie, welches Personal Sie dafür brauchen. Vielleicht ist eine Aufstockung in der Wirtschaftsförderung, um die Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit zu unterstützen, für Ihre Kennzahlen erfolgversprechender und damit wichtiger als ein Klimamanager. Setzen Sie sich realistische Ziele. Denn wenn Sie zehnmal erklärt haben, dass sie in fünf Jahren klimaneutral sind und Ihre Bürger:innen sehen keine Verbesserung, werden Sie sehr schnell unglaubwürdig. Auch darin besteht wieder ein Vorteil der Messung Ihrer SDGs. Wiederholen Sie diese Messung in regelmäßigen Abständen, können Sie Ihre Aktivitäten und Bemühungen kontrollieren bzw. auch korrigieren, da Sie Entwicklungen nachweisen können.

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