Ein erfolgreiches Jobportal braucht Ressourcen und Marketing

Platz 1 bei Weiterempfehlungsbereitschaft, Platz 3 bei Zufriedenheit: So schnitt das Fachkräfteportal Erzgebirge beim diesjährigen Jobbörsencheck.de aus Sicht der Arbeitgeber ab. Ein Gespräch mit der stellvertretenden Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung des Erzgebirgskreises, Dr. Peggy Kreller, wie ein regionales Jobportal das schaffen kann

Frau Dr. Kreller, viele Jobplattformen von Wirtschaftsförderungen dümpeln mit wenigen und nicht aktuellen Stellen vor sich hin. Ihre Seite hatte im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Aufrufe und über 700.000 Besuche. Momentan sind rund 3.800 Stellen aus der Region Erzgebirge gelistet, die Unternehmen zahlen dafür Beiträge. Wie machen Sie das?

Peggy Kreller: Wenn sich Wirtschaftsförderungen Jobplattformen in Verbindung mit Themen rund um Jobs widmen wollen, sind mehrere Dinge essentiell wichtig: Zeit – Service – Marketing – Partner – Budget.

Wir betreiben das Jobportal seit 15 Jahren. Das ist eine sehr lange Zeit, in der wir konsequent drangeblieben sind. Das Jobportal wurde von vornherein durch Unternehmensbeiträge finanziert. Noch heute leisten sie Beiträge. Wir sind rechtzeitig gestartet, auch wenn der Fachkräftebedarf noch gar nicht so dringend war wie heute. Aber der demografische Wandel war absehbar und wir haben konsequent investiert. Das zahlt sich heute aus. Zugute kam uns auch, dass die Preise für die mitmachenden Unternehmen – angepasst an unsere Wirtschaftsstruktur – attraktiv sind.

Seit Beginn haben wir bei der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH die gleiche persönliche Ansprechpartnerin, die sich ausschließlich um das Portal kümmert. Am Anfang war das sehr viel Akquise, Telefonhörer in die Hand nehmen und Unternehmen überzeugen mitzumachen. Heute ist das fast ein Selbstläufer. Dennoch muss das Portal immer noch ständig gepflegt und optimiert werden. Wir schreiben zum Beispiel Unternehmen, die ihre Stellen nach einem halben Jahr nicht gelöscht haben automatisiert an und weisen sie auf die Löschung der Stelle durch uns hin. Wir geben Tipps für die Inserate. Wir pflegen Neuigkeiten zu Jobbörsen und Erfolgsgeschichten ein. Kurz gesagt, wir sind im Dauerkontakt mit den Unternehmen und erstellen ständig neue Inhalte. Ein Relaunch der Seite ist demnächst auch geplant.

Marketing ist der Schlüssel zum Erfolg. Unser Marketingbudget für Social Media Kampagnen liegt bei 1.000 Euro/Monat. Die Wirtschaftsförderung bewirbt das Jobportal sowohl bei potenziellen Arbeitskräften als auch bei Unternehmen an sämtlichen Kontaktpunkten, die uns zur Verfügung stehen. Wer nur ein Portal ins Netz stellt, ohne entsprechende Vermarktungskanäle zu haben, wird scheitern. Sie schaffen es nicht, eine Website nur durch Suchmaschinen-Optimierung nach oben zu ziehen, Sie brauchen dafür einen Vermarktungsplan und Budget sowie professionelles Standortmarketingpersonal in der Wirtschaftsförderung, das nah an den Themen dran ist. Eine Agentur kann das nicht leisten.

Wir arbeiten sehr gut mit unseren Partnern zusammen, die in der Fachkräfteallianz Erzgebirge aktiv sind, der unter anderem die Bundesagentur für Arbeit oder die IHK angehören. Hier gibt es kein Konkurrenzdenken, die Kommunen integrieren das Portal als iframe auf ihre Seiten. Durch diese Zusammenarbeit entstehen keine Doppelstrukturen. Fachkräfte wissen, wo sie suchen und Unternehmen, wo sie mitmachen können.

Wichtig ist auch, dass alle Themen, welche für Arbeitskräfte attraktiv sind, direkt auf dem Portal sichtbar werden oder darauf verlinkt wird. Ein Beispiel ist das Welcome Center Erzgebirge, eine weitere Dienstleistung der Wirtschaftsförderung Erzgebirge. Hier werden Unternehmen und externe Fachkräfte in vielen Themen unterstützt, zum Beispiel bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, der Wohnungssuche, Jobs für Partner etc. Das unterscheidet ein solches Portal auch von einem reinen Stellenportal – es macht die Leistungen der Region für ihre Arbeitskräfte sichtbar.

Zusammengefasst: Wenn eine Wirtschaftsförderung die genannten Punkte nicht garantieren kann, Hände weg von einem Jobportal?
Ja, so kann man das sagen. Ansonsten sind am Ende vor allem die Unternehmen frustriert und das Vertrauen für andere innovative Projekte fehlt.