Standortanalyse zur Weiterentwicklung von Innovationszentren

Braucht es weiter eine Förderung für deutsche Technologie- und Gründerzentren und was zeichnet ein erfolgreiches Zentrum aus? LennardtundBirner im Gespräch mit Peggy Zimmermann, seit Juli 2024 Geschäftsführerin des Bundesverbands der deutschen Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ). 155 Mitglieder von rund 400 in Deutschland sind im BVIZ organisiert.

Frau Zimmermann, welche Aufgaben sehen Sie als zentral für den BVIZ? 

Es wird viel über Innovation gesprochen, und es gibt überregionale und bundesweite Innovationsstrategien. Während in der jeweiligen Region und auf Landesebene die Zentren als Rückgrat des Innovations-Ökosystems gut wahrgenommen werden, geschieht das auf Bundesebene viel zu wenig. Daher sehen wir als Bundesverband eine unserer wichtigsten Aufgaben in der politischen Interessenvertretung hier in Berlin. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass beim Thema Gründerförderung und Unternehmertum die Zentren in der Bundespolitik nicht außen vorbleiben. Wir wollen dem Eindruck entgegenwirken, dass ein Technologiezentrum nur ein Vermieter günstiger Räume ist, der sonst wenig zu bieten hat.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die weitere Vernetzung unserer Community. Einerseits untereinander, was bereits in unseren Meetings und Konferenzen erfolgreich passiert, wo wir offen miteinander diskutieren und voneinander lernen, ganz ohne Konkurrenzdenken. Andererseits haben wir bei weitem noch nicht alle Zentren als Bundesverband erreicht. Da ist also noch viel Luft nach oben, um die Vernetzung innerhalb der Standorte und Regionen weiter auszubauen.

Sind stationäre Innovationszentren wichtig?

Natürlich. Sie sind „der“ Dreh- und Angelpunkt für Gründungen, Ansiedlungen und Technologietransfer in der Unternehmensentwicklung. Da braucht man Hallen, Labore, Werkstätten oder Veranstaltungsräume – eben Infrastruktur. Das kann man nicht ausschließlich virtuell machen. Hier braucht es stationäre Angebote für Startups, Firmen und Cluster, die über längere Zyklen zur Verfügung stehen müssen.

Tatsächlich werden immer weniger Fördermittel für stationäre Innovationszentren bereitgestellt.

Das ist richtig. Es gibt hier aus meiner Sicht zwei Gründe. Das eine ist wie bereits gesagt das Thema nachlassende Sichtbarkeit der Erfolge von Innovationszentren. Der zweite ist der Föderalismus, jedes Bundesland agiert hier für sich allein. Wir haben keinen zentralen Bundesfördertopf. Der BVIZ fordert diesen und hat dazu gerade ein Positionspapier veröffentlicht. Wir brauchen ihn nicht nur für neue Zentren, sondern in erster Linie für die dringend notwendige Modernisierung etablierter Zentren aus den 80er, 90er Jahren. Hier rächt es sich, dass die meisten kommunalen Zentren wegen stark subventionierter Mieten aus politischen Gründen ohne Gewinnerzielungsabsicht arbeiten mussten und keine Rücklagen bilden konnten. Jetzt ist in den kommunalen Haushalten zu wenig Geld für die notwendige Modernisierung vorhanden. Das Zentrum konkurriert mit Schulen, Kindergärten oder dem Schwimmbad. Wir halten es im BVIZ für falsch ausschließlich neue Hubs, zumeist befristet in angemieteten Räumen, zu fördern. Eine nachhaltige Unterstützung der Infrastruktur ist das leider nicht.

Das ist gut und schön, aber was machen Zentren, die nicht gut laufen?

Viele Zentren, gerade in Universitätsstädten laufen sehr gut. Natürlich gibt es Zentren, gerade im ländlichen Raum, die nicht so gut laufen und mit Leerständen zu kämpfen haben. Deshalb lautet hier die Frage: Aufgeben oder neu aufstellen. Diese Frage kann nur eine ehrliche, faktenbasierte Standortanalyse beantworten. Welchen Schwerpunkt hat das Zentrum und hat es den richtigen? Wie sind die Voraussetzungen für das Gründungsgeschehen vor Ort? Welche Akteure in der Unternehmens- und Wissenschaftslandschaft sind da, die das Zentrum mittragen oder nutzen können?   

Was braucht es, um langfristig erfolgreich zu sein?

Die meisten Zentren haben mit der Gründung einen klaren Fahrplan. Das Problem taucht erst mit der weiteren Entwicklung auf. Neue Technologien, die Politik wechselt und definiert neue Schwerpunkte. Gründer, Firmen und Mieter verändern ihre Kommunikation, Stichwort Homeoffice. Wie reagiere ich als Zentrum rechtzeitig und erfolgreich auf diese Veränderungen?  Das ist zunehmend ein Thema, das von unseren Mitgliedern an uns herangetragen wird. Wir raten: Dringt mit den Gesellschaftern und Akteuren darauf, eine Standortanalyse durchzuführen und mit den Ergebnissen das Zentrum weiterzuentwickeln. Wie wir auch unseren Gründern empfehlen, habt einen hieb- und stichfesten Businessplan inklusive Vermarktungsstrategie. Wichtig ist, sich gemeinsam mit allen Partnern am Standort zu vermarkten, um als wichtiger Player des Standorts sichtbar zu werden. Das Thema Positionierung und Vermarktung ist übrigens Thema unserer nächsten Jahrestagung am 29./30. September in Hannover.

Sichtbarkeit auf Basis einer eindeutigen Positionierung ist sowohl für die Nutzer des Zentrums als auch für Investoren wichtig.

Die Sichtbarkeit ist wichtig, aber nicht alleine entscheidend für Investoren. Unsere Zentren sind hier eher wichtige Multiplikatoren für Veranstaltungen, die Investoren interessant finden, wie z.B. Businessplanwettbewerbe, Mentoren-Netzwerke oder Accellerator-Programme in den jeweiligen Regionen oder im Zentrum selbst. Wir haben einige erfolgreiche Zentren, die sich nachhaltig selbst tragen können. Das gelingt nicht mit einem Gründerzentrum allein, hier braucht es z.B. einen gesunden Mix mit u.a. zahlungskräftigen Ankermietern, die man derzeit nur in größeren Technologiezentren findet. 

*Akteure eines Innovations-Ökosystems:

  • Unternehmen (Start-ups, KMU, Großunternehmen)
  • Forschungseinrichtungen & Hochschulen
  • Öffentliche Verwaltung & Wirtschaftsförderung
  • Kapitalgeber (z. B. Venture Capital, Förderbanken)
  • Zivilgesellschaft (Nutzer:innen, Communities)
  • Innovationsvermittler (Innovationszentren, Cluster, Netzwerke, Plattformen)

 

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